Der Film

Es war ein Tag im August. Ich baute für eine Veranstaltung am nächsten Tag auf, nebenbei lief der Film "Pi" über einen Mann, der nach der Weltformel sucht. Ich hatte allerlei Gedanken im Kopf, meine Freundin war bei mir und wir schauten den Film. Irgendwann baute ein Anwesender eine Tüte und zündete sie an. Ich stand direkt daneben und atmete einen leichten Hauch ein. Ich hatte schon ewig nicht mehr gekifft, ich wollte auch nicht an der Tüte ziehen, sondern hatte bloß diesen einen Hauch eingeatmet. Nachdem der Film vorbei war und wir alles aufgebaut hatten, gingen wir schlafen. Mitten in der Nacht fing ich an, wirr zu träumen. Es begann damit, dass ich meine Geburt sah und wie ich aufwuchs, alles im Zeitraffer. Es ging alles ganz schnell und irgendwie war das so ein Grundgefühl. Ich sah mich selbst und sah mich tausendfach, es wurde immer dichter und dichter. Ich kam zu mir und expandierte in alles, ich zerbrach und setzte mich wieder zusammen. Ich sah das Leben vor mir und das Leben nach mir, ich sah meinen Opa, ich sah meinen Vater, ich sah meine Mutter, ich sah mein Kind. Ich sah Generationen aufeinanderfolgen in immer schnellerer Abfolge, und es war kein Zeitstrahl, es war kein gerichtetes Sein. Es war ein Kreis, ein Kreislauf, und dieser Kreislauf wurde immer dichter, der Kreis wurde immer schneller und rasender. Das Karussell sah mehrere Generationen binnen Sekunden verfliegen und vergehen. Es war mitreißend, ich wollte jetzt nicht aufhören. Irgendwas mahnte mich, dass ich nicht weitergehen sollte, aber ich wollte nicht aufhören, ich wollte dahinterkommen. Was würde jetzt kommen? Es war immer ein weiterer Schritt und ein weiterer, größerer Bogen eröffnete sich. Ein Stein wurde zu einem Sandkorn und das Sandkorn wurde aufgerieben im Wasser zu Nährstoff, zu Kleinstteilen, die wiederum von Plankton und Pflanzen aufgenommen wurden. Diese Pflanzen dienten als Grundlage für größere Pflanzen und Tiere, diese Tiere organisierten sich in kleinen Verbänden und Gruppen, es entstanden Familien und Herden. Wissen wurde kommuniziert, miteinander und gegeneinander, um einem Ziel nachzujagen. Dieses Ziel wurde überhöht und es entstand ein Glaube in der Gruppe, und dieser Glaube endete in der wahrhaften Göttlichkeit. Und alles ging am Ende ein ins Unendliche, das wieder zu Nichts wurde. Das Nichts, aus dem das Licht entsprang und der Stein. Und aus dem Stein wurde wieder ein Sandkorn. Dieser Kreislauf drehte sich immer schneller und schneller: Stein, Sand, Pflanze, Tier, Gruppe, Kommunikation, Glaube, Göttlichkeit, Unendlichkeit, Nichts, Licht, Stein, Sand, Pflanze, Tier, Gruppe, Kommunikation, Glaube, Göttlichkeit, Unendlichkeit, Nichts, Licht ... immer schneller und schneller. Ich sah alles entstehen und vergehen, ich sah alles werden und wieder vergehen, ein Kreislauf, alles im Kreislauf der Zeit. Und so wie ein kleiner Kreislauf da war, so waren mehrere größere Kreisläufe da. Und die Kreisläufe wiederholten sich und es wurde ein immer größerer Bogen gespannt, ein Bogen, der unvorstellbar groß war. Und dann verharrte das Bild. Es war, als ob der Kreis aufhörte, sich zu drehen, als wenn er aufhörte zu rotieren. Und ich sah ganz klar die neun Zyklen des Lebens: Als Erstes das Nichts. Und aus dem Nichts kommt das Licht. Aus dem Licht entsteht Form und Materie, die wiederum beseelt ist durch die beseelten Einheiten. Diese organisieren sich und kommunizieren miteinander. Über diese Kommunikation gelangen sie zu einem Glaube, sie glauben. Und am Ende des Glaubens steht der Einblick in die Göttlichkeit. Und diese Göttlichkeit endet in der Unendlichkeit und dann wieder im Nichts. Dieser Zyklus war so klar. Ich wachte auf und dachte: Das willst du nicht wieder vergessen, das kannst du nicht mehr vergessen, ach das gibt es doch überhaupt nicht! Es war so klar, so eindeutig: Das war der Zyklus, dem alles zugrunde liegt! An dem Tag änderte sich mein Leben. Ich war beschwingt. Es war fünf Uhr noch was in der Früh, ich war beschwingt und stand auf. Ich war gespannt, wen ich als Erstes treffen würde nach dieser Erfahrung, nach dieser Erleuchtung, dieser Einsicht. Ich traf niemanden, alles schlief. Ich machte mir einen Kaffee. Und ich trank den Kaffee und hing dem Traum noch hinterher. Er war so gegenwärtig, er war so klar, er sprach mich so an. Die Antwort, auf die ich so lange gewartet hatte, war mir gegeben. Und nun begann meine Reise durch die Traumwelten, Parallelwelten, zu anderen Galaxien. Es war der Beginn der Traumreisen.
Der Veejayfilm, die AV Performance Zyklus des Lebens. Dieses Live Cinema ist ein Mashup von verschiedenen Videosequenzen aus unterschiedlichen Filmen und Aufnahmen. Dabei werden nicht nur große Werke der Filmgeschichte zitiert, sondern geschickt mit der Veejaykunst der 2000 Jahre verbunden. Es handelt sich dabei um eine Performance, die nicht die herkömmlichen Sehgewohnheiten bedient. Es werden vielmehr die Erfahrungen und Eindrücke des Zuschauers zur Interpretation des Gesehenen hervorgelockt. Es entsteht eine Interaktion der Bilder mit dem Betrachter und jeder kann seine eigene Geschichte erleben.

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